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Während in unserer Kultur der 'normale' Umgang mit Alkohol gesellschaftlich keineswegs geächtet und oft sogar gefördert wird, werden Alkohlkranke wie auch andere Suchtkranke meist verachtet und abgewertet.
Der Suchtkranke schämt sich meist und verbirgt seine Erkrankung. Auch daher (nebst anderen Gründen) die oft späte 'Krankheitseinsicht' und Behandlung.
In der o.a. Widersprüchlichkeit des gesellschaftlichen Umgangs spiegelt sich die Ambivalenz der Thematik des Umgangs mit bewusstseinsverändernden Substanzen insgesamt.
Innerhalb gewisser Rahmenbedingungen ist die Einnahme derartiger Substanzen in allen Kulturen üblich und offenbar Bestandteil uralter menschlicher Strategien im Umgang mit inneren und äußeren Wirklichkeiten, die so in bestimmter Weise verändert werden sollen.
Der / die Suchtkranke tut im Grunde nichts anderes, als diese Strategie anzuwenden. Allerdings hat er
/sie die Kontrolle über das Suchtmittel weitgehend verloren.
Dass das geschieht liegt an bestimmten biologischen u. genetischen Faktoren, der Persönlichkeitsstruktur, den Lebensumständen und der Lebensgeschichte und nicht zuletzt an der (Pharmako-
Zu einer Verurteilung Suchtkranker besteht also kein Grund.
Kein Mensch kann ausschließen, in seinem Leben suchtkrank zu werden.
Eine falsch verstandene und übermäßige Toleranz gegenüber Suchtverhalten ist allerdings kontraproduktiv.
In meiner Praxis behandle ich Menschen mit Problemen im Zusammenhang mit Alkohol und Tabletten (in erster Linie Tranquilizer und Analgetika).
Neben der notwendigen medizinischen Entzugsbehandlung, die je nach Schwere der Erkrankung stationär oder ambulant erfolgen kann ist es notwendig, den Ursachen und Anlässen des Suchtverhaltens auf den Grund zu gehen.
Als erster Schritt ist es notwendig, ohne Schuldzuweisungen (an sich oder andere) Verständnis für die suchterhaltenden Mechanismen, die Dynamik der Suchterkrakung an sich zu entwickeln.
Viele Menschen verwenden Suchtmittel als psychoaktive Substanzen um leidvolle emotionale Zustände abzuwenden. Die suchterzeugenden Substanzen wie z.B. Alkohol oder auch Tranquilizer sind dazu jedoch zumindest mittelfristig schlicht ungeeignet. Das Nachlassen der Wirkung ist ab einem gewissen Punkt meist schlimmer als der ursprüngliche Zustand, sodass eine Spirale aus Konsum, Entzugserscheinungen und neuerlicher Einnahme die Folge ist.
Wichtig ist es auch, die Rolle der Bezugspersonen und des sozialen Umfeldes in der Therapie einzubeziehen. Oft fördern gewisse Umgebungsfaktoren Sucht. Immer jedenfalls ist von der Suchtkrankheit nicht nur der Patient selber betroffen, sondern auch seine Angehörigen.